13 % aller Mädchen und 3% aller Jungen zwischen 14 und 16 Jahren in Deutschland berichten, in irgendeiner Form bereits Opfer sexueller Gewalt durch gleichaltrige oder ältere Jugendliche geworden zu sein (BzgA 2006). Die Dunkelziffer liegt um ein Vielfaches höher, da das Sprechen über derartige Erfahrungen sehr schambesetzt ist.
Sexuelle Übergriffe auf Jugendliche geschehen u.a. auf dem Weg zur Schule, auf dem Schulhof, an vertrauten Orten (zu Hause, bei Freunden) und in Freizeitstätten (Schwimmbad, Diskothek). Sie werden oft durch Bekannte oder den eigenen Partner verübt. Auch über das Internet oder mit dem Handy können sexuelle Übergriffe erfolgen (z. B. Verbreitung von Fotos und Videos, Anbahnung ungewollter sexueller Kontakte, Daterape).
Über 1/5 aller Verdächtigen bei Sexualstraftaten ist unter 21 Jahren (PKS 2007). Die Tatverdächtigen sind in erster Linie Jungen, die Opfer überwiegend Mädchen. Die Auseinandersetzung mit erwachsenen Sexualstraftäter_innen belegt, dass diese oft schon als Jugendliche gegen die sexuelle Selbstbestimmung verstoßen und wenig Unrechtsbewusstsein entwickelt haben. Gewalt im Elternhaus, sexueller Missbrauch durch Erwachsene und das Miterleben von häuslicher Gewalt können Risikofaktoren sein. Es kommt vor, dass HeranwachsendeTäterverhalten übernehmen oder in der Opferrolle bleiben. Sie lernen kaum Alternativen kennen. Häufig spüren sie nicht mehr, wenn Grenzen überschritten werden oder sehen keine Chance, sich zu wehren.
Es ist daher sinnvoll, frühzeitig mit Jugendlichen zum Thema Grenzverletzungen zu arbeiten. Auch kleinere Übergriffe müssen thematisiert und sanktioniert werden, damit Täter_innenkarrieren vorgebeugt wird und Opfer erfahren, dass sie nicht ausgeliefert bleiben. Opfern von Gewalt sollte frühzeitig Hilfe angeboten und der Zugang zum Hilfenetz ermöglicht werden. Wichtig ist neben der Thematisierung im Unterricht bzw. der Jugendarbeit ein Konzept für den Umgang mit sexuellen Grenzverletzungen und Gewalt, ein Beschwerdeverfahren und die Vernetzung mit regionalen Hilfestellen.
Das Konzept der PETZE bietet Lehrkräften und Pädagog_innen alltagserprobte Ansätze, wie sie das Thema Grenzverletzungen aufgreifen und wie sie auf sexuelle Übergriffe unter Jugendlichen reagieren können. Sie benötigen daher einen Leitfaden für die pädagogische Arbeit und einen Handlungsleitfaden im Umgang mit ihnen bekannt werdenden Übergriffen (situativer Ansatz).
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Hochschule Merseburg